Aquarium Kernsanierung Step by Step

Das alte Aquarium vom großen Bruder geerbt, ein Haus mit einem in die Innenarchitektur integrierten Aquarium bezogen – es gibt viele Gründe, warum ein altes Aquarium wieder auf Vordermann gebracht werden soll. Doch was ist dabei zu beachten?


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Ein Bekannter von mir lebt mit seiner Frau in einer Parterre-Wohnung eines Hauses. Darüber wohnte ihr Großvater. Als er starb, vermachte er beiden das Haus – und damit auch das zweieinhalb Meter breite, maßgefertigte Aquarium, das er vor Jahren in einen Raumteiler zwischen Ess- und Wohnzimmer hatte einbauen lassen. Fische hatte er lange keine mehr darin gehabt – deren Pflege wäre für den alten Mann zu aufwändig gewesen. Und weil auch die gesamte Infrastruktur des ansonsten wirklich imposanten Aquariums keine Wartung bekommen hatte, standen meine Bekannten erst mal vor einem Problem der schleimigen Sorte, als sie die Wohnung betraten: Eine Kernsanierung stand auf dem Programm, denn das Aquarium sollte zukünftig wieder genauso prachtvoll den Raum beherrschen.

Dieses Problem kennen sicherlich einige, denn nicht wenige starten ihre Aquaristik-Leidenschaft mit gebrauchten Aquarien. Bei sehr kleinen Becken kann es freilich die finanziell bessere Lösung sein, einfach ein neues zu kaufen und von vorne zu starten. Allerdings gilt das bei großen oder maßgefertigten Aquarien nur bedingt. Hier ist es günstiger, das Becken so zu sanieren, dass es wieder wie neu wird.

Step 1: Wasser

Der allererste Schritt besteht darin, das Becken zu leeren. Sind noch Fische darin, müssen diese mit einem Kescher eingefangen und in ein passendes Behältnis umgesiedelt werden.

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Dann muss das Wasser abgelassen werden. Bei großen Aquarien mit hunderten oder noch mehr Litern Inhalt ist dazu eine Tauchpumpe vonnöten. Doch gerade wenn das Wasser wegen jahrelanger Vernachlässigung dank der Algen eine fast geleeartige Konsistenz hat, müssen erst die Feststoffe entfernt werden – sonst wären Pumpe oder Filter ruck-zuck verdreckt und könnten kein Wasser mehr absaugen. Am besten lässt sich der Dreck am Boden des Beckens mit einem Mulmsauger entfernen. Hier lohnt sich die Investition in ein hochwertiges Gerät, denn auch nach der Neubesiedelung des Beckens muss dieses ja regelmäßig von Futter- und Pflanzenresten sowie den Ausscheidungen der Fische gereinigt werden. Auf folgender Seite gibt es einen Test über etwaige Geräte, welcher bei der Kaufentscheidung behilflich sein kann.

Sind die gröbsten Verunreinigungen entfernt, kann nun ein Großteil des Wassers abgelassen werden – bei tiefen Becken wird es sonst richtig kompliziert, Pflanzen, Deko-Objekte und Kies zu entfernen, ohne sich schmutzig zu machen. Die Pumpe sollte so im Aquarium befestigt werden, dass sie keinen Kontakt zu diesen Feststoffen hat und sie nicht ansaugt. Der Schlauch sollte am besten in die Toilette führen, denn diese kann auch große Wassermengen in kurzer Zeit abführen. Wenn das nicht geht, sollten Dusch- oder Badewannen als Ablauf dienen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Fördermenge der Pumpe nicht die Ablaufmöglichkeiten dieser Wannen übersteigt – sonst würde bei großen Aquarien schnell das Schmutzwasser überlaufen.

Step 2: Pflanzen und Kies

Ist das Wasser so weit abgesunken, dass ihr trockenen Armes hineingreifen könnt, müssen die Pflanzen raus. Sollten diese später wieder eingesetzt werden, müssen auch sie in einem passenden Becken oder Gefäß zwischengelagert werden. Anschließend könnt ihr auch Steine, Deko-Objekte et cetera entfernen. Dann den Kies herausnehmen. Am besten geht das mit einer kleinen Schaufel. Lasst dabei Vorsicht walten, damit das Glas nicht beschädigt wird.

Wenn anschließend nur noch Wasser im Becken ist, kann auch dieser Rest abgepumpt werden.

Step 3: Grundreinigung

Dieser Schritt sollte im Idealfall sofort nach der Entleerung folgen, solange der Dreck an den Innenseiten des Aquariums noch feucht ist. Wichtig: Um das Aquarium innen zu reinigen, dürfen keinesfalls irgendwelche chemischen Reiniger zum Einsatz kommen.

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Am besten ist es also, ihr besorgt euch einen Topfschwamm mit rauer Seite und für hartnäckigen Schmutz einen feinen Stahlschwamm, der für Glasoberflächen geeignet ist. Nun noch ein Eimer mit warmem Wasser und dann heißt es: Schrubben bis das Glas blitzeblank ist. Tipp: Harte Verkalkungen können auch mit einem Ceranfeld-Schaber bekämpft werden. Befinden sich kleine Kratzer im Glas, könnt Ihr diese polieren.

Wichtig: Sollen alte Einbauten wiederverwendet werden, so müssen diese zwingend grundgereinigt und desinfiziert werden, damit das frische Wasser nicht sofort wieder mit Algen kontaminiert wird.

Step 4: Kontrolle

Meine eingangs genannten Bekannten riefen an diesem Punkt einen Glaser zur Hilfe und wer über ein ähnlich umfangreiches Custom-Aquarium verfügt, sollte dies auch tun. Denn wenn das Becken aus einzelnen Scheiben zusammengesetzt wurde, kann es durchaus sein, dass der Kleber an den Nahtstellen durch den Zahn der Zeit Schaden genommen hat – das aber kann nur ein Profi wirklich abschätzen. Er kontrolliert nicht nur die Verklebung, sondern kann auch gegebenenfalls schon die ersten Auswirkungen von Schäden beheben – viel günstiger als sich die Prozedur zu sparen und vielleicht in einigen Monaten vor einem weitaus größeren Problem zu stehen. Erst wenn der Fachmann grünes Licht gibt, könnt ihr wieder damit beginnen, das Aquarium neu zu bestücken. Für Leute mit kleineren Aquarien und großem Talent beim Heimwerken gibt es auch gute Tutorialszum selber abdichten des Aquariums.

Fazit

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Ein neues Aquariumbecken ist, je nach Größe, richtig teuer. Doch so lange das Alte keine Schäden wie Risse oder Sprünge aufweist, kann fast alles mit genügend Eigeninitiative wieder gereinigt werden. Zudem gilt auch hier die alte Regel: Neu kaufen kann jeder. Etwas Altes restaurieren vertieft aber auch immer die persönliche Bindung mit dem Objekt – auch wenn es „nur“ ein Glaskasten ist.


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