Interview mit Aram Schneider
AE: Hallo Aram, danke dass du für meine Leser 10 Fragen beantwortest. Legen wir gleich mit der ersten Frage los: Wie bist du zur Aquaristik und zum Aquascaping gekommen? Wie hat sich dein Hobby bis jetzt entwickelt?
Aram: Ich hatte schon als Kind mit großer Begeisterung ein Aquarium, natürlich ein typisches Gesellschaftsbecken. Als Jugendlicher änderten sich meine Interessen und Aquaristik war von da an kein Thema mehr für mich. Erst mit Ende Zwanzig habe ich mich dann wieder anstecken lassen, Schuld daran waren Dinge wie Nanoaquarien und Zwerggarnelen, so was gab es damals halt noch nicht. Gestaltung lag bei mir immer schon im Vordergrund und so kam eines zum anderen. Durch das Internet sind ja heutzutage geeignete Informationen sehr leicht zu bekommen. Ich habe daher innerhalb kürzester Zeit alles aufgesaugt, was mit dem Thema Aquascaping zu tun hat.
Seit ungefähr 5 Jahren begleitet mich nun wieder Aquaristik nicht nur als Hobby, sondern mittlerweile auch als zweites berufliches Standbein.
AE: Du hast bei einigen Aquascaping Wettbewerben gute Preise abgeräumt. Wie lange hat es vom Einstieg in das Aquascaping bis zum ersten Preis gedauert?
Aram: Ungefähr 2 Jahre hat das gedauert. Wie schon oben beschrieben, habe ich mich innerhalb kürzester Zeit stark mit dem Thema beschäftigt und war auch sehr ehrgeizig und motiviert, was zum Beispiel Wettbewerbe anging. Aber Übung macht den Meister, ich habe in dieser Zeit auch recht viele Becken eingerichtet. Man sollte auch weiterhin ständig an sich arbeiten, neue Wege ausprobieren und sich ebenfalls von den anderen Kollegen inspirieren lassen und Kritik einfordern. Das hilft einem enorm weiter.
AE: Welches ist dein bisheriges Lieblings-Aquascape? Wie ist es entstanden und was ist die Idee dahinter?
Aram: Puhh, das ist schwer zu sagen. Ich habe unter meinen eigenen Layouts nicht unbedingt einen Liebling. Ich persönlich mag bei Aquascapinglayouts ausgefallene Ideen und das Spiel mit optischen Tricks, um zum Beispiel eine gute Tiefenwirkung zu erzielen. Das versuche ich auch in meinen Arbeiten umzusetzen. Insofern ist mein Layout „Brandung“ dafür ein ganz guter Kandidat. Die Idee ist die Umsetzung einer Küstenlandschaft aus einem sehr perspektivischen Blickwinkel. Inspiration dafür war einfach nur ein Urlaubsfoto einer Küste.
Aquascape „Brandung“. (Foto: Aram Schneider)
AE: Du bist ein Teil der Scaping Four. Kannst du uns etwas mehr über dieses interessante Projekt erzählen? Wie ist es entstanden und wie funktioniert Aquascaping, wenn man es gemeinsam mit anderen macht?
Aram: Scaping Four – das sind 4 verschiedene Aquascaper (Jessica Runde, Patrick Seidl, Patrick Tillich und meine Wenigkeit), die gemeinsam ein Aquascapingprojekt verwirklicht haben. Jeder Aquascaper hat dabei innerhalb eines Live-Events in Wien eines von 4 Aquarien eingerichtet. Die große Kunst und auch die Herausforderung in der Zusammenarbeit war, dass diese 4 Becken eine zusammenhängende Landschaft und ein harmonisches Ganzes ergeben. Das war nicht ganz einfach, denn das gemeinsame Layout musste genau geplant und besprochen werden. Wichtig für die Harmonie waren die Übergänge von Becken zu Becken. So wurden an den Rändern etwa die gleichen Pflanzenarten verwendet oder Hardscape so zurecht geschnitten, dass es ins Nachbarbecken ragt
Das Projekt der Scaping Four – ein Aquascape aus vier Aquarien.
Initiator dieser Idee ist Thomas Giblin von shrimpcity gewesen, der dieses Ereignis auch zu einem Riesen-Event gemacht hat. Gekoppelt an die Aquarieneinrichtung war außerdem eine Live-Übertragung per Stream im Internet, zusätzlich wurden die Aquarien abgefilmt und fotografiert, um daraus später Zeitraffervideos zu produzieren.
Das war teilweise sehr anstrengend, gerade in der akribischen Vorbereitung, aber der Event war rundum gelungen, fand viel Zuspruch und hat unglaublich viel Spaß gemacht!
AE: Woher kommen die Inspirationen für deine Layouts? Hast du ein konkretes Bild im Kopf und suchst das Hardscape so aus, dass es zu deinem Kopfbild passt? Oder machst du es eher anders herum um startest mit vorhandenem Material und entwickelst daraus die Idee für das fertige Aquascape?
Aram: Viele Wege führen nach Rom. Möglich ist natürlich beides, und beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Mittlerweile wird bei mir aber fast jede Layoutidee meist komplett im Kopf durchgeplant und das Material dazu passend ausgesucht oder halt angefertigt. Dann werden durchaus auch mal Steine mit dem Hammer bearbeitet, Wurzeln total zersägt oder Materialien zusammengeklebt. Was nicht passt, wird passend gemacht!
Dennoch findet man auf der anderen Seite aber auch hier und da mal außergewöhnliche Hölzer oder Steine, die einem den Anstoß für eine neue Idee geben. Dann wird der Rest sozusagen darum herumgebastelt.
AE: Setzt du auf bewährte Pflanzenkombinationen oder stellst du das Softscape für jedes Layout ganz neu zusammen? Vielleicht hast du ein Beispiel für eine bewährte Pflanzenkombi?
Aram: Die Bepflanzung hängt bei mir in erster Linie vom Hardscape ab. Anhand der vorgefertigten Layoutidee mit den Dekorationsmaterialien stelle ich dann einen dazu passenden Pflanzplan auf. Auch die Beckengröße sowie die vorhandene Technik spielen eine Rolle. Die Ansprüche der Pflanzen sollten zum Beispiel zur Beleuchtungsstärke und der vorhandenen Düngung passen.
In punkto Beckengröße achte ich darauf, dass die Blattformen und -größen zu dem Beckenformat passen. Große Blattformen sind besser in einem großen Becken anzuschauen, als in einem winzigen Nanoaquarium.
Auch untereinander sollten die Pflanzen zueinander passen und sich vor allem Blattformen in verschiedenen Größen wiederholen. Das schafft einen sehr harmonischen Gesamteindruck. Wenn das Thema zum Beispiel eine Graslandschaft ist, eignen sich verschiedene Eleocharis-Arten kombiniert mit etwa Echinodorus tenellus und Vallisneria nana.
AE: Eines der größten Probleme für Einsteiger ins Aquascaping sind kümmernde und schlecht wachsende Pflanzen. So vergeht die Freude am Hobby rasch und weicht dem Frust. Schließlich will jeder Scaper am Ende ein tolles Ergebnis haben. Was sind die häufigsten Fehler bei der Pflege von Aquarium Pflanzen und wie kann man sie vermeiden?
Aram: Das Konzept Aquarium muss rundum halt stimmig sein. Ich denke, die meisten Fehler werden gemacht, indem man irgendwelche Pflanzen kauft, die aber dann überhaupt nicht zu der technischen Ausstattung des Aquariums passen. Leider setzt das natürlich voraus, dass man sich zumindest ein wenig in die Materie einarbeitet. Der Pflanzenhersteller Tropica hat da ein sehr gutes Ampel-System eingeführt, an dem man sich orientieren kann (grün=easy=einfache Pflanzen, gelb=medium=etwas anspruchsvollere Pflanzen, rot=advanced= deutlich anspruchsvolle Pflanzen). Das erleichtert die Auswahl ja dann doch enorm, wenn man sich daran hält.
AE: Du hast dich besonders auf die Düngung von Aquarium Pflanzen spezialisiert. Hast du da ein Patentrezept das immer funktioniert oder stellst du die Düngung für jedes neue Aquarium immer wieder von null auf ein? Wie kann ein Einsteiger an das Thema Pflanzendüngung herangehen, ohne davon überfordert zu werden?
Aram: Ein Patentrezept gibt es leider nicht, dafür sind einfach zu viele verschiedene Konstellationen möglich. Wie schon oben gesagt, das Gesamtkonzept muss stimmig sein und die Einteilung in Easy/Medium/Advanced lässt sich natürlich auch auf technische Ausstattung und Düngung übertragen.
Für einen Einsteiger würde ich ein Aquarium mit schwacher Beleuchtung (0,2 Watt pro Liter als ungefähren Richtwert) und dazu einfache Pflanzen wie Moose, Farne, Speerblätter und Cryptocorynen empfehlen. Flüssigdüngung und eine Zugabe von CO2 sind nicht nötig.
Schon mit dieser Konstellation lassen sich prima Ergebnisse erzielen! Möchte man sich mehr mit dem Thema Wasserpflanzen auseinandersetzen und eher in die Richtung des Medium-Schwierigkeitsgrades gehen, dann würde ich zunächst über eine Anschaffung einer CO2 Anlage nachdenken. Danach wäre dann das Thema Flüssigdüngung von Belang und erst dann eine eventuelle Aufstockung der Beleuchtung. Ein typischer Anfängerfehler ist, in genau umgekehrter Reihenfolge vorzugehen. Also, direkt die Beleuchtung erhöhen und danach dann erst über geeignete Zugabe von CO2 und Flüssigdüngern nachzudenken. Das endet meist in einem Grünalgendesaster.
AE: Wie lange lässt du ein Aquascape stehen, bevor du es neu einrichtest? Was ist dabei für dich mehr Herausforderung – das Aquarium Einrichten oder die Erhaltung und Pflege des Scapes danach?
Aram: Leider quillt mein Kopf immer über vor neuen Ideen, so dass meine Aquascapes meist nie sehr lange stehen. In der Regel sind es etwa 4-5 Monate, dann muss ein neues Layout herhalten. Die Herausforderung liegt aber ganz klar in der regelmäßigen Pflege der Becken, das Einrichten ist zwar wichtig als Grundsteinlegung, aber Pflege des Aquariums und Rückschnitt der Pflanzen formen das Aquascape letztlich zu dem, was es ist.
AE: So ein spannendes Interview ist eine tolle Inspiration. Doch auf die Inspiration sollen auch Taten folgen! Was können die AE Leser noch heute tun, damit ihre Aquarien besser funktionieren und noch schöner aussehen?
Aram: Sich inspirieren lassen ist sehr wichtig. Wenn einen die Muse geküsst hat, sollte man möglichst bald Taten folgen lassen, solange die Idee noch frisch ist. Leider liegt da genau der Hund begraben, meistens hat man dann ja doch keine Zeit oder auch gerade ungenügend Material. In dem Falle finde ich es hilfreich, seine Idee zu konservieren, wenn man diese nicht sofort umsetzen kann. Nichts ist schlimmer, als eine tolle Idee vergessen zu haben. Insofern sollte man seine Idee in irgendeiner Form festhalten, sei es durch eine kurze Notiz oder eine kleine Skizze. Ich habe mittlerweile ein kleines Heft mit gesammelten Ideen, die nur darauf warten, irgendwann dann umgesetzt zu werden.
Insofern mein Appell an die Leser: Lasst Euch inspirieren! Und gute Planung ist die halbe Miete.
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