Interview mit Tim Magnus

AE: Hallo Tim, danke für deine Zeit! Stelle dich doch zu Beginn kurz meinen Lesern vor. Woher kommst du, was machst du, wie bist du zum Aquascaping gekommen?

Tim: Hallo Thomas, vielen Dank, dass ich dabei sein darf! Für alle die mich nicht kennen, mein Name ist Tim, ich bin junge 15 Jahre alt und betreibe seit 2015 die Facebook Seite „The Aquascape Factory“. Ich wohne in Niedersachsen, genauer gesagt im Landkreis Göttingen.

Ich muss ja gestehen, dass ich bis vor knapp 4 Jahren absolut nix mit der Aquaristik zu tun hatte, erst durch ein Nano Cube, welchen ich geschenkt bekommen habe kam ich zu meinem heutigen Hobby. Mit der Zeit bin ich auf die Aquarien von Takashi Amano gestoßen und war sofort fasziniert und von der Idee besessen ein Becken im Stil von Amano zu gestalten.

Tim Magnus bei einem Aquascaping Workshop. (Foto: Tim Magnus)

AE: Wie sieht es bei dir zuhause aus? Wieviele Aquascapes laufen bei dir gleichzeitig? Wie sehen sie aus, welche Bepflanzung hast du und welche Tiere schwimmen darin?

Tim: Momentan laufen hier „nur“ 3 Becken, da es 2016 auf meinem YouTube Kanal dieses Jahr einen Video-Workshop geben wird, brauche ich Platz für neue Layouts. Ich pflege momentan 2 Iwagumis sowie ein noch recht neues Becken mit einem Drifwood Layout.

An Tieren pflege ich nur einige Garnelen in meinen Becken.

AE: Aus Fehlern kann man bekanntlich wichtige Lehren ziehen. Wenn du an deine ersten Layouts zurückdenkst – was waren die optischen „Fehler“, aus denen du am meisten lernen konntest?

Tim: Ich habe früher immer die Wirkung des Hardscapes unterschätzt, entweder habe ich deutlich zu wenig mit dem Hardscape „gespielt“ oder das Becken war, zurückblickend, total „überfrachtet“.

Ich kann jedem nur raten: Macht was aus Euren Ideen, tobt Euch aus und ganz wichtig, spart nicht am Hardscape…

„The Bay“ – ein Aquascape, das durch eine Inspiration aus einem Urlaub an der Côte d’Azur entstand. (Foto: Tim Magnus)

AE: Die ersten Wochen nach dem Einrichten sind ja sehr entscheidend, ob das Aquarium gut anläuft, die Pflanzen zu wachsen beginnen oder ob das Becken gleich mit einer Algenplage einen eher schlechten Start hinlegt. Was sind für dich die wichtigsten Dinge, die man in der ersten Zeit unbedingt beachten muss bzw. die man auf keinen Fall machen darf?

Tim: Ich achte gerade in der Anfangsphase auf einen häufigen und ausreichend großen Wasserwechsel. Ich wechsel in den ersten 3 Wochen alle 2 Tage circa 80% Wasser.

Desweiteren beginne ich mit der Düngung über die Wassersäule erst nach circa 14 Tagen +- 3 Tage, jenachdem wie sich das Becken endwickelt.

AE: Was für mich – und ich denke für viele andere Aquarianer auch – eine ziemliche Herausforderung ist, ist das Thema Düngung. Wie finde ich bei einem neuen Aquascape den Weg zur idealen Düngung? Gibt es ein einfaches System, das bei jedem Aquarium schnell zum Ziel führt oder ist es doch eher so, dass man mit genauem Beobachten, Wassertests und Probieren sich über die Zeit an ein Idealmaß annähern muss?

Tim: Ich bin der Meinung, dass man die wichtigsten Düngeparameter über die vorgegebene Dosierung eines im Fachhandel erhältlichen Komplettdünger relativ gut einstellen kann, für die Einstellung der Mikronährstoffe, also der Nährstoffe die nur in sehr geringen Mengen benötigt werden, teste ich mein Wasser über einen längeren Zeitraum immer wieder bis der Idealwert erreicht ist.

AE: Was machst du abgesehen von der Düngung noch, um den Pflanzen optimale Verhältnisse zu bieten? Setzt du auf Soil? Wie beleuchtest du? Welche Pflanzen kannst du besonders empfehlen, weil sie bei dir immer super wachsen?

Tim: Ich verwende in allen Becken einen Soil als Bodengrund, da ich mit der Zeit gemerkt habe, dass die Pflanzen bei einem guten Bodengrundaufbau deutlich besser wachsen, hierbei setze ich neben dem eigentlichen Bodengrund auch noch auf einen Nährboden wie zum Beispiel den ADA Powersand oder JBL Vulcano.

An Pflanzen kann ich gerade für die ersten Versuche immer Moose und Farne empfehlen, diese sind relativ pflegeleicht sind und auch keine besonders hohen Ansprüche an die Beleuchtung und die Nährstoffversorgung stellen.

AE: Userfrage: Wie oft richten die guten Aquascaper eigentlich ihr Aquarium neu ein? Übung macht bekanntlich den Meister – wie oft soll ich das Üben beim neu Einrichten machen oder kann ich auch bei einem laufenden Scape immer wieder etwas neues lernen?

Tim: Ich weiß, dass diese Frage im Internet ziemlich heftig diskutiert wird, ich versuche meine Becken möglichst lange zu pflegen, nicht selten kommt es vor, dass ein Layout mehrere Jahre bei mir bis zur Perfektion gepflegt wird. Die eigentliche Kunst besteht meiner Meinung nach auch in der langen, erfolgreichen Pflege eines Aquascapes.

AE: Mir ist es vor einigen Monaten passiert, dass ich ein Layout eingerichtet habe, wo ich beim ersten größeren Putz auf einige praktische Fehler drauf gekommen bin. Eine Wurzel, welche die sichtbare Seitenscheibe so verstellte, dass ich sie niemals gut reinigen kann. Die gleiche Wurzel erzeugte unter sich so eine große Fläche mit Schatten, wo jetzt die Pflanzen einfach nicht wachsen… Ärgerlich. Was sind für dich die wichtigsten Regeln, um ein Aquascape so einzurichten, dass es praktisch zu pflegen ist und dennoch gut aussieht?

Tim: Ich achte beim Einrichten eines Scapes immer auf den sogenannten „Goldenen Schnitt“ außerdem stelle ich mein Layout meistens schon direkt beim Händler meines Vertrauens auf die passende Beckengröße zusammen, sodass ich mit sehr viel Hardscape „spielen“ kann, bis ich mit dem Layout zufrieden bin. Wichtig ist mir beim Layout auch, dass ich immer alle Scheiben sowie die Technik ohne Probleme erreichen kann.

AE: Wie sieht der Pflegeplan in deinen Aquascapes aus? Wieviel Zeit investierst du pro Woche?

Tim: Ich habe den Freitag zum „Maintenance-Day“ erklärt, sodass ich mich an diesem Tag um alle anfallenden Arbeiten kümmern kann. Ich rechne in einer „normalen“ Woche mit circa 30 – 40 Minuten pro Becken. Sollen am Wochenden Fotos/Videoaufnahmen vom Becken entstehen, lasse ich mir für die Pflegearbeiten auch gerne etwas mehr Zeit.

AE: Die letzte Frage ist immer dazu gedacht, die Leser von aquariumeinrichten.com zu motivieren etwas in ihren Aquarien zu verbessern oder etwas neues zu versuchen. Was kann jeder Aquarianer oder Aquascaper heute noch machen, um aus seinem Becken ein besseres Aquascape zu machen?

Tim: Ganz wichtig ist es, sich inspierieren zu lassen!

Geht raus in die Natur! Geht durch den Wald oder lasst Euch von Bachläufen inspirieren, idealerweise hält man seine Ideen gleich noch in einem Bild fest damit man sie sich zu Hause noch einmal in Ruhe anschauen und auf das geplante Layout übertragen kann.

Nicht umsonst sind viele Aquascaper, mich eingeschlossen, auch begnadete Fotografen. Hier ist natürlich auch maßgeblich Takashi Amano zu nennen.

AE: Danke für die interessanten Antworten! Ich hoffe, dass dieses Interview interessant für euch war. Mehr über Tim könnt ihr auf seiner Facebook Page „The Aquascape Factory“ erfahren.


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